Kythira, die Insel der Aphrodite – Der kleine Reiseführer
Am Kreuzungspunkt der Seewege von und nach dem östlichen Mittelmeer, nahe am südöstlichen Finger des Peloponnes, gelegen. Die Ionische Insel Kythira (Κύθηρα) ist vom großen Strom des Massentourismus verschont geblieben und konnte somit seine Anmut und Traditionen bewahren.
Fischerei, Landwirtschaft, Weinbau und Tourismus sind die Haupteinnahmequellen der lokalen Bevölkerung
Die Hauptstadt ist Chora (Kythira), ca. 170 Meter über dem Meer gelegen, mit seiner eindrucksvollen venezianischen Festung. Unterhalb der Festung liegt der Ort Kapsali, mit seiner Doppelbucht, von den Venezianern Porto Delfino genannt.
Südlich der Insel, ungefähr auf halber Strecke nach Κreta, liegt ihre kleine Schwester, Antikythira. Größere Bekanntheit erlangte die Insel im Jahr 1900 durch ein griechisches Schiffswrack, das vor der Küste gefunden wurde. Unter den geborgenen Artefakten befanden sich ein aufsehenerregendes Zahnradgetriebe, der sogenannte Mechanismus von Antikythira und der Jüngling von Antikythira, eine lebensgroße Bronzefigur.
Die Insel hat eine Fläche von ca. 278 km², eine Länge von Nord nach Süd, von ca. 30 km und an der breitesten Stelle, von Ost nach West, eine Breite von ca. 17 km. Auf der Westseite zieht sich ein Gebirgszug von Nord nach Süd und ein Ausläufer Richtung Osten. Höchste Erhebung ist mit 507 Metern der Mermigaris bei Mylopotamos. Von Nord nach Süd, führt eine zentrale Straße durch die Mitte der Insel, auf einer Höhe von ca. 250 Meter über dem Meer. So erreicht man die Dörfer, die im Osten oder Westen liegen, durch die Abzweigungen von der zentralen Straße. Der Westen ist durch seine Steilküste geprägt, der Osten durch seine hügelige Landschaft, die zum Meer ausläuft. Nördlichster Punkt der Insel ist das Kap Spathi, hier findest du auch den Leuchtturm Moudari. Von hier aus hast du einen guten Blick auf den Peloponnes und die Insel Elafonisos.
Kythira besteht aus vielen kleinen Dörfern und Ansiedlungen, die hauptsächlich im Inselinnern liegen. Die Olivenhaine, die Fichten und Zypressen, die Kirchen und Klöster und immer wieder das Meer mit seinen malerischen Buchten und Stränden verzaubern den Besucher.
Kythira, der Geburtsort der Aphrodite
Griechenlands vergessene Insel bezaubert erst auf den zweiten Blick. Eine Insel für Entdecker, denn das, was es zυ sehen gibt, drängt sich nicht in den Vordergrund. Kythira ist auch die Insel Aphrodites; hier – nicht auf Zypern, wie Zweifler behaupten – in einer Bucht im Südosten, soll die „Schaumgeborene“ dem Meer entstiegen sein. Ob Kythira oder Zypern, mag jeder selbst entscheiden. Auch in Fachkreisen herrscht Uneinigkeit über den wahren Geburtsort der Liebesgöttin, doch wenn man in der Bucht von Paleopoli steht, fällt die Entscheidung nicht schwer …
Sagenumwoben ist sie, die Liebesgöttin Aphrodite, und angenommen, es war Kythira (und nicht Zypern), wo sie dem Meer entstiegen ist, so trug sich hier, an der Südostküste der Insel, einst Grausiges zu: Damals hatte Κronos, König der Titanen, eine große Wut auf seinen brutalen Vater Uranos, eine so große Wut, dass er ihm die Genitalien mit einer Sichel abschnitt und hinter sich ins Meer warf. Das Blut von Uranos verwandelte sich in Schaum und aus jenem Schaum wurde Aphrodite, die „Schaumgeborene“. Einziges Zeugnis dieses Geschehens sind heute zwei kleine Felsen, die im Meer bei Paleopoli an den qualvollen Tod des Uranos erinnern …
Um Aphrodite und ihre Eskapaden ranken sich die Mythen. Spöttisch soll sie gewesen sein, sinnlich und schön, und dem Sterblichen nicht abgeneigt. Dem Ehemann Hephaistos setzte sie Hörner auf, sie hatte Affären mit Ares, Hermes und Adonis – Aphrodite konnte sich alle Götter ergeben machen. Am bekanntesten ist allerdings der Mythos um Aphrodite und Ρaris: Auf einer Hochzeit, an der auch Hera, Athene und Aphrodite teilnahmen, sollte Paris diejenigen, die den Titel „verdient“ hatten, einen goldenen Apfel mit der Aufschrift „Der Schönsten“ überreichen. Bestechung war auch in der Antike kein Fremdwort, und Aphrodite – nicht nur schön, sondern auch schlau – konnte Paris das verlockendste aller Angebote unterbreiten und so ihre Rivalinnen Hera und Athene ausstechen: Würde sie den Apfel erhalten, konnte sie Paris mit der wahrhaftig schönsten Frau der Welt zusammenbringen – auch das Paradoxe hatte in der Antike seine feste Verankerung. Die gekürte Liebesgöttin hielt Wort und half Paris tatkräftig bei der Entführung der nicht abgeneigten „Schönen Helena“, was letztlich zum Ausbruch des Trojanischen Krieges führte.
Kythira in der romantischen Verklärung
Die Insel Kythira galt im 18. Jahrhundert als ein Reich der Liebe, fern aller Konflikte. Die “Einschiffung nach Kythera“ (französisch Pèlerinage à l’île de Cythère) ist der Titel dreier Gemälde des französischen Malers Jean-Antoine Watteau.
Es ist der Ort, an dem Aphrodite der Mythologie nach aus dem Schaum des Meeres an Land gestiegen sein soll. Eben an dieser Stelle haben sich zahlreiche Liebespaare versammelt.
Der französische Schriftsteller Charles Baudelaire hat die Insel in seinem Gedicht „Un Voyage à Cythère“ verewigt.
Als der französische Seefahrer Louis Antoine de Bougainville Tahiti vom 6. bis 15. April 1768 für die Franzosen einnahm, nannte er die Insel „Île de la Nouvelle Cythère“ (Neu-Kythira).
„Eine Welt schafft eine Welt und Kythira ist eine andere Welt“,
sagten die Venezianer, wenn sie von Kythira sprachen.
Die Historie von Kythira
Älteste Funde deuten auf eine Besiedlung der Insel bereits im 3. Jahrtausend v. Chr. hin. Während der minoischen Epoche bestanden Verbindungen zwischen Kythira und Kreta, vermutlich war die Insel Zwischenstation auf dem Seeweg der Minoer gen Westen. Auch zu mykenischer Zeit war Kythira bewohnt. Dank ihrer günstigen Lage zwischen Ost und West genoss die Insel bei den Phöniziern ab etwa dem 9./8. Jh. v. Chr. großes Interesse. Dies nicht zuletzt auch wegen den hier reichlich vorhandenen Purpurschnecken, die aus dem Meer gefischt und zur Gewinnung der edlen Farbe (Ζ.Β. zum Einfärben der Königsgewänder) benutzt wurden. Zu dieser Zeit war die Insel auch unter dem Namen „Porphyrusa„, die „Purpurinsel“, bekannt.
Wechselvolle Geschichte der Insel
Ab dem 6. Jh. v. Chr. beginnt mit der Vereinnahmung durch die Spartaner für die Insel eine sehr wechselvolle Geschichte. Da strategisch günstig gelegen, war Kythira Zankapfel der beiden Supermächte Athen und Sparta. Mit dem Ende des Peloponnesischen Krieges (431-404 v. Chr.) und der damit verbundenen Niederlage Athens erlosch auch das Interesse an der Insel und Sparta machte sich auf zum Feldzug gegen die eben noch verbündeten Perser. Nach einem kurzen Intermezzo der Makedonier waren ab dem 1. Jh. v. Chr. die Römer Machthaber der Insel – bis die Byzantiner 395 n. Chr. das Erbe des römischen Imperiums antraten. Doch zu dieser Zeit war Kythira bereits in der Bedeutungslosigkeit versunken.
Nach einer langen Periode der Verödung wurde Kythira im 12. Jh. n. Chr. dem damals sehr mächtigen Monemvasia unterstellt, und bald (1207 n. Chr.) an die venezianische Familie Veneris übergeben. In diesem Zeitraum entstand auch die damalige Hauptstadt ΡaΙeοchόra. Im Jahr 1537 wurde sie durch den Piraten und türkischen Admiral Hayreddin Barbarossa dem Erdboden gleichgemacht, zwei weitere Überfälle sollten folgen. Dennoch blieb die Insel unterbrochen von einer dreijährigen Besatzung durch die Türken – bis 1797 in der Hand der Großmacht Venedig. Von da an gleicht die Geschichte Kythiras die der anderen Ionischen Inseln: 1797 kamen die Franzosen und nur ein Jahr später gewannen die russischen Streitkräfte die Oberhand.
1800 wurde die Ionische Republik ausgerufen, 1807 folgte ein kurzes Intermezzo der napoleonischen Truppen, bis schließlich 1809 die Engländer ihre Flagge auf der Insel hissten. Sichtbares Zeugnis der 55 Jahre dauernden englischen Herrschaft ist sicherlich die „Englische Brücke“ bei Katouni, die erste Schule, nähe Livadi, und das ausgedehnte Straßennetz. 1864 wurde schließlich der Anschluss der Ionischen Inseln an Griechenland vollzogen.
Kythira in der Neuzeit
Im 20. Jh. wird Kythira von einer starken Auswanderungswelle geprägt: Der größte Teil derer, die ihrer Insel den Rücken kehren, geht nach Amerika und später, besonders nach dem Zweiten Weltkrieg, vorwiegend nach Australien. Dort schätzt man die Anzahl der Zuzügler kytheranischer Herkunft auf etwa 60.000, während auf der Insel selbst nur etwa 3.000 ständige Bewohner verzeichnet werden können.
Die Anreise nach Kythira
Die Insel ist heute auf dem Luft- und Seeweg gut zu erreichen.
Der Flughafen und der Fährhafen Diakofti liegen auf der Ostseite der Insel.
Es gibt Fährverbindungen von Piräus, von Kreta (Kissamos – Kastelli) und vom Peloponnes (von Gythio und mit der lokalen Linie von Neapoli).
Der nationale Flughafen der Insel Kythira wird von Athen (Olympic Airlines und Sky Express) angeflogen. Die früher angebotenen Inlandsverbindungen nach Korfu über Zakynthos, nach Kefalonia und Preveza gibt es leider nicht mehr.
Unterkünfte auf der Insel
Wer auf Kythira Urlaub machen möchte, findet hier alle Arten von Unterkünften: Hotels, Ferienwohnungen, Studios, private Zimmer und traditionelle Häuser. Die Hotels sind klein und familiengeführt.
Hier eine Übersicht der am Meer gelegenen Dörfer und Ansiedlungen von Nord nach Süd:
Platia Ammos, Agia Pelagia, Diakofti, Avlemonas, Paleopoli und Kapsali.
Weitere Dörfer und Ansiedlungen von Nord nach Süd:
Karavas, Gerakari, Potamos, Tryfilianika, Logothetianika, Pitsinades, Vamvaradika, Aroniadika, Aloizianika, Frilingianika, Kastrisianika, Mitata, Viaradika. Von der Inselmitte, Richtung Süden, Mylopotamos, Kato Chora, Dokana, Fratsia, Pitsinianika, Kalokerines, Drimonas, Karvounades, Keramoto, Kontolianika, Tsikalaria, Fatsadika, Kato Livadi, Katouni, Travasarianika, Kalamos, Livadi, Strapodi, Manitochori und Chora (Kythira).
Strände auf Kythira
Dies ist eine kleine Auswahl der vielen Strände der Insel. – Lagekarte der Strände –
Hauptsaison
Die Hauptsaison ist vom ca. 15. Juli bis Anfang September. Man sollte seine Flug- oder Fährtickets und seine Unterkunft frühzeitig buchen. Die Touristen kommen zu 90 % aus Griechenland.
Sehenswertes auf Kythira: Dörfer, Klöster und Kirchen
Chora
Die Hauptstadt der Insel, auch Kythira oder Chora genannt, hat nur gut 100 ständige Einwohner. Mit seiner venezianischen Festung, den engen Gassen, den alten Gebäuden und seinen Geschäften bietet der Ort eine entspannte Atmosphäre und reichlich Fotomotive . Am Ortseingang findest du das archäologische Museum mit seinem steinernen Löwen.
Kapsali
Livadi und Kato Livadi mit seinem byzantinischen Museum
Katouni
Mylopotamos
mit seinen Dorfplatz unter Platanen und der kleine Wasserfall, der nur im Winter Wasser führt, das Tal der Wassermühlen mit seinen Wassermühlenruinen aus dem 16. Jh.. Kato Chora mit der venezianischen Festung, mit dem Löwen von San Marco am Eingang.
Mitata
Avlemonas
Paleochora
Potamos
mit dem kleinen Sonntagsmarkt, wo die Bauern ihre Produkte wie Gemüse, Wein, Käse und Honig verkaufen, ist ein Treffpunkt für Einheimische und Touristen.
Karavas
Platia Ammos
ist das nördlichste Dorf mit einem schönen Strand. Von hier aus geht eine Sandspiste zum Leuchtturm Moudari
Kloster Myrtidia
Kloster Agia Moni
Die Kirche Agios Georgis
liegt auf dem Berg und ist die Stelle, wo die Archäologen Hinweise auf den minoischen Tempel gefunden haben. Man hat eine wunderbare Aussicht auf Avlemonas und über die ganze Insel.
Kirche Agios Dimitios
Aktivitäten
Wandern
Die Insel hat ein sehr gutes Wanderwegenetz mit Rundwanderwegen. Die offizielle Wanderseite ist „Kythera Trails“.
Tauchen
Die Tauchschule in Kapsali organisiert Tauchgänge.
Schwimmen
Kythira hat eine große Anzahl von Stränden.
Straßenfeste
Am griechischen Osterfest, Ostersonntag und am Namenstag des Klosters Myrtidia, im September, findet ein Straßenfest mit Live Musik in Agia Pelagia statt. Hier kann man als Fremder die griechische Lebensfreude hautnah erleben und ist herzlichst willkommen. Es gibt im Sommer noch weitere Straßenfeste, z. B. in Mitata, Fratsia, Avlemonas, Karavas und Kalamos.
Essen und Trinken
Die Tavernen der Insel haben eine ausgezeichnete griechische Küche. Den lokalen Wein, Petrolanos (Weißwein) und Arikaras (Rose- oder Rotwein) gibt es nicht in großen Mengen. Es wird auch eine kleine Menge Tresterschnaps (Tsipouro) produziert.
Fazit
Wenn man eine griechische Insel sucht, die sich den Charme der 80er Jahre bewahrt hat, dann ist man genau richtig auf Kythira. Natürlich hat der Fortschritt auch hier Einzug gehalten, aber langsam. Es gab und gibt auf der Insel keine rasante Entwicklung, bedingt durch den Massentourismus, wie auf vielen anderen in Griechenland.
Es gibt ein weitverzweigtes Straßennetz, aber keinen öffentlichen Verkehr (Buslinien), deshalb sollte man einen Mietwagen buchen, um die Vielfalt der Insel zu entdecken.
Kythira ist keine laute Insel, ein lautes Nachtleben wie auf vielen Inseln gibt es nicht. Die Einheimischen sind sehr musikalisch und es so ist über das ganze Jahr verteilt, an vielen Orten griechische Live Musik zu hören, z. B. jeden Sonntag in Potamos. Im Sommer gibt es viele Feste, wie das Weinfest in Mitata. Die Insel begeistert ihre Besucher*innen durch ihre vielfältige Natur, die landschaftliche Vielfalt, den vielen malerischen Dörfern, den zahlreichen Stränden mit kristallklarem Wasser und die Bauwerke, die die Vergangenheit reflektieren.
Die Insel hat ihre Natur, ihre Traditionen und ihren Lebensstil bewahrt und ist deshalb eine Reise wert!
Die Seite entstand in Zusammenarbeit mit Dieter Kloubert – griechenland-infos.com